| Westerwelles Hetze – ein Ablenkungsmanöver?
 von Roland Spitzer
 Ich habe Bauchschmerzen bei dem  Gedanken, dass es in den vergangenen Wochen dem Neoliberalismus gelungen ist,  eine Kampagne loszutreten, welche völlig von den eigentlichen Problemen in  unserer Gesellschaft ablenkt und dabei den Fokus auf jene Menschen richtet,  welche im Ergebnis neoliberaler Politik und grenzenloser Gier eben der  Vertreter des Neoliberalismus von jeglicher Teilhabe am gesellschaftlichen  Leben ausgeschlossen wurden. Dabei wurde sogar nachhaltig in die Terminologie  eingegriffen, sodass gängige Begriffe, wie z. B. Sozialstaatsdebatte  deformiert wurden, dass hier eine Diskussion im Bereich des Missbrauches der  mittlerweile „ausufernden“ sozialen Wohltätigkeiten akzeptiert wird.  Es ist eine Debatte unter dem  Motto: „Haltet den Dieb, er hat mein Messer im Rücken!“ All jene Menschen,  welche man gründlich diffamieren kann, und welchen es aufgrund ihrer prekären  finanziellen Verhältnisse nicht möglich ist, im „Rechtsstaat“ Deutschland ihre  Rechte zu erstreiten, geraten in den Fokus der öffentlichen Diskussion. Seien  es ALG-II-Empfänger, alleinstehende Mütter oder auch Migranten  u. v. a.. Nur die Gruppe Gleichgeschlechtlicher wird von dieser  Diskussion ausgeschlossen, was wohl auch an den persönlichen Präferenzen des  selbst ernannten Wortführers liegen mag.  Was bei all dieser schon  unsäglichen, und oft auch faschistoiden Diskussion noch schlimmer ist, das ist  die gefühlte Hilflosigkeit derer, welche eigentlich aktiv Position innerhalb dieser  Diskussion beziehen sollten. Statt eine neue Diskussion innerhalb unserer  Gesellschaft zu etablieren, werden die zur Verfügung stehenden Ressourcen dafür  aufgewendet, Argumente zur Entkräftung des neoliberalen Unsinns zu platzieren.  Dies ist jedoch auch darin  begründet, dass Gewerkschaftsfunktionäre und Mandatsträger der Linkspartei dem  kapitalistischen Wirtschaftssystem näher stehen, als irgendwelchen  Denkansätzen, welche eine Überwindung des Systems bevorzugen. Sie alle sind  Keynesianer, welche glauben, durch ein paar Veränderungen in der  Subventionspolitik auch die BRD der 70iger Jahre wieder beleben zu können. Dass  diese Bundesrepublik nur so existieren konnte, weil es auch Staaten gab, welche  das soziale Wohl des Menschen in den Vordergrund stellten, wird dabei allzu oft  vergessen!  Sowohl Gewerkschaftsfunktionäre,  als auch führende MandatsträgerInnen der Linkspartei vertreten nicht die  Interessen der prekär ausgeschlossenen Menschen innerhalb unserer Gesellschaft.  Oft sehen diese ihre Organisationen als eigenen Versorgungsbetrieb an. Mit  solch gut versorgten Entscheidungsträgern lassen sich auch keine  gesellschaftlichen Veränderungen einleiten! Ein wenig erinnert mich die heutige  Situation an die Zeit der Medici. Warum sollte damals diese in Italien  herrschende Familie für gesellschaftliche Veränderungen eintreten, wenn es ihnen  selbst doch innerhalb der bestehenden sehr gut ging?  Wenn wir wirklich die heute  bestehende Gesellschaft verändern wollen, dann werden die entscheidenden  Impulse nicht von jenen ausgehen, welche sich in dieser eingerichtet haben!  Ich wünsche mir für die Zukunft  eine Debatte über Wirtschaftsverbrechen, welche auch an einem internationalen  Gerichtshof geahndet werden! Gleichzeitig wünsche ich mir eine Debatte über  eine menschliche Gesellschaft, in welcher jeder Mensch die Möglichkeit einer  gleichberechtigten Teilhabe, egal ob Nahrung, Bildung oder auch Kultur  u. v. a. hat! Wer sich diesem Ziel widersetzt, sollte auch zur  Verantwortung gezogen werden!  |